Montag, 13. August 2012

Folge 5: Kompaktform und Streamline


Kompaktform und Streamline

In den 1930er Jahren hatte sich die Palette der Autos differenziert: Es gab die großen Luxuswagen, deren Karosserie von spezialisierten Betrieben nach den Vorstellungen der Kunden in Form gebracht wurden. Es gab mittlerweile aber auch einen beachtlichen Markt für Alltagsautos, die in immer größeren Stückzahlen vom Band liefen. Doch deren Design kam meistens von Ingenieuren, die mit der Karosserieentwicklung betraut waren. Gleichzeitig erfolgte die Umstellung auf die Ganzstahlkarosserie, teilweise die Umstellung auf selbsttragende Karosserien. Das Design für die auf dem Fließband produzierten Alltagsautos war insofern fortschrittlich, als die Kompaktform mit integrierten Kotflügeln für den Produktionsprozess günstiger war als ausladende, freistehende Kotflügel. Der Motorsport und die nun in voller Blüte stehende Aerodynamik trugen ebenfalls zur Durchsetzung der Kompaktform bei.

Streamline Design – die erste Mode
Entscheidend für die Entwicklung des Automobildesigns wurde das Konzept der Stromlinie, die in den USA als Streamline Design nicht nur bei Autos, sondern auch bei häuslichen Gebrauchsgegenständen Anwendung fand. Das Streamline Design ist der Beginn des Industrial Designs in allen Bereichen der Güterproduktion, basierend auf den Einsichten, die das Marketing als ebenfalls neue Disziplin für die Warenproduktion gewonnen hatte. Produkte über die Form zu verkaufen, war in den USA das Erfolgsrezept, während es in Europa von vielen Vertretern einer funktionalen Gestaltungstheorie misstrauisch betrachtet und als »Styling« abqualifiziert wurde.
Der von Gordon Buerig entworfene Cord, hier der Prototyp des 814er Modells (Archiv)

Design als Verkaufsargument
Dem Vorbild Amerikas folgend, erkannten immer mehr Unternehmen die Bedeutung der Karosserieform für die Vermarktung der Autos und beschäftigten zunehmend freie Designer.
Nach dem Giganten GM und der von Harley Earl aufgebauten »Art and Colour Section« gingen auch andere Hersteller den Weg des Designs als Verkaufsargument. Gordon Buehrig arbeitete schon als junger Mann verantwortlich für die Marken Auburn, Duesenberg, Stutz und Cord. Der Cord 810 (1935/36), entworfen von Buehrig, gilt als Meilenstein der Designgeschichte und beeinflusste das Design von GM-Modellen bis hin zum Opel Kapitän aus dem Jahr 1938.
Der Versuchswagen »Ley T6«, 1922 von Paul Jaray nach aerodynamischen Gesetzmäßigkeiten entworfen (shorey.net)

Streamline und Stromlinie
Gleichzeitig entwickelten in Europa eine Reihe von Ingenieuren die Erforschung der Stromlinie bzw. die Aerodynamik als Forschungszweig weiter und kleideten nach ihren Erkenntnissen auch Autos ein. Allerdings machten sie das weniger unter einem Designaspekt, sondern sie sahen die Stromlinie als funktionale Form zur Einsparung von Energie. Schon Anfang der 1920er Jahre hatten Eduard Rumpler und Paul Jaray Versuchswagen aerodynamisch effizient verkleidet, die aber nie in Serie gingen, sieht man vom Rumpler Tropfenwagen ab, von dem etwa 100 Stück gebaut wurden. Die Stromlinie hatte aber auch Nachteile: lang gezogene Karosserien, unübersichtlich und oft ein wenig unbeholfen.

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