Kompaktform und
Streamline
In den 1930er Jahren hatte sich die Palette der Autos
differenziert: Es gab die großen Luxuswagen, deren Karosserie von
spezialisierten Betrieben nach den Vorstellungen der Kunden in Form gebracht
wurden. Es gab mittlerweile aber auch einen beachtlichen Markt für
Alltagsautos, die in immer größeren Stückzahlen vom Band liefen. Doch deren
Design kam meistens von Ingenieuren, die mit der Karosserieentwicklung betraut
waren. Gleichzeitig erfolgte die Umstellung auf die Ganzstahlkarosserie,
teilweise die Umstellung auf selbsttragende Karosserien. Das Design für die auf
dem Fließband produzierten Alltagsautos war insofern fortschrittlich, als die
Kompaktform mit integrierten Kotflügeln für den Produktionsprozess günstiger
war als ausladende, freistehende Kotflügel. Der Motorsport und die nun in
voller Blüte stehende Aerodynamik trugen ebenfalls zur Durchsetzung der
Kompaktform bei.
Streamline
Design – die erste Mode
Entscheidend für die Entwicklung des Automobildesigns wurde
das Konzept der Stromlinie, die in den USA als Streamline Design nicht nur bei
Autos, sondern auch bei häuslichen Gebrauchsgegenständen Anwendung fand. Das
Streamline Design ist der Beginn des Industrial Designs in allen Bereichen der
Güterproduktion, basierend auf den Einsichten, die das Marketing als ebenfalls
neue Disziplin für die Warenproduktion gewonnen hatte. Produkte über die Form
zu verkaufen, war in den USA das Erfolgsrezept, während es in Europa von vielen
Vertretern einer funktionalen Gestaltungstheorie misstrauisch betrachtet und
als »Styling« abqualifiziert wurde.
Der von Gordon Buerig entworfene Cord, hier der Prototyp des 814er Modells (Archiv) |
Design als
Verkaufsargument
Dem Vorbild Amerikas folgend, erkannten immer mehr
Unternehmen die Bedeutung der Karosserieform für die Vermarktung der Autos und
beschäftigten zunehmend freie Designer.
Nach dem Giganten GM und der von Harley Earl aufgebauten
»Art and Colour Section« gingen auch andere Hersteller den Weg des Designs als
Verkaufsargument. Gordon Buehrig arbeitete schon als junger Mann verantwortlich
für die Marken Auburn, Duesenberg, Stutz und Cord. Der Cord 810 (1935/36),
entworfen von Buehrig, gilt als Meilenstein der Designgeschichte und
beeinflusste das Design von GM-Modellen bis hin zum Opel Kapitän aus dem Jahr
1938.
Der Versuchswagen »Ley T6«, 1922 von Paul Jaray nach aerodynamischen
Gesetzmäßigkeiten entworfen (shorey.net)
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Streamline und
Stromlinie
Gleichzeitig entwickelten in Europa eine Reihe von
Ingenieuren die Erforschung der Stromlinie bzw. die Aerodynamik als
Forschungszweig weiter und kleideten nach ihren Erkenntnissen auch Autos ein.
Allerdings machten sie das weniger unter einem Designaspekt, sondern sie sahen
die Stromlinie als funktionale Form zur Einsparung von Energie. Schon Anfang
der 1920er Jahre hatten Eduard Rumpler und Paul Jaray Versuchswagen
aerodynamisch effizient verkleidet, die aber nie in Serie gingen, sieht man vom
Rumpler Tropfenwagen ab, von dem etwa 100 Stück gebaut wurden. Die Stromlinie
hatte aber auch Nachteile: lang gezogene Karosserien, unübersichtlich und oft
ein wenig unbeholfen.
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