Montag, 13. August 2012

Folge 6: Alltagsautos und Concept Cars


Alltagsautos und Concept Cars

Die 1930er Jahre waren die erste Hochphase des Automobildesigns. Es entstanden luxuriöse Einzelanfertigungen im Zeichen der Stromlinie bei großen Karossiers wie Pourtout, Figoni & Falaschi, Touring, Pininfarina, Erdmann & Rossi und vielen anderen. Gleichzeitig wurde der Massenmarkt immer wichtiger und die Suche nach einem Alltagsauto, oft als Kleinwagenkonzept, trieb in Europa Ingenieure und Politiker an. Schließlich trug der Motorsport zur Entwicklung neuer kompakter und windschlüpfriger Karosserien bei, die Spuren im Design von Alltagsautos hinterließen. Vor allem die italienischen Karosserieschmieden Touring, Pininfarina und Zagato waren hier federführend und sorgten für die Vermischung von echter Aerodynamik und kompakter Karosserieform als innovativem Designansatz.

Concept Cars als Zukunftvisionen
Es waren wieder einmal die amerikanischen Hersteller, die neue Vermarktungsstrategien erdachten. Jenseits der Technik war die automobile Form zum Verkaufsargument und zum Faszinationspunkt schlechthin geworden: Man müsste den Leuten etwas zu träumen geben: Concept Cars! Die amerikanischen Marken produzierten Masse – um dennoch einen Vorgeschmack auf die Zukunft zu geben und zu zeigen, wie das Auto der Träume aussehen könnte, kam Harley Earl 1939 auf die Idee, ein Concept Car auf die Räder zu stellen, den Buick Y-Job. In diesem Design verwirklichte er viele Ideen, die für einen angenommenen Massengeschmack und damit Massenmarkt noch zu avantgardistisch waren, die aber die Faszination für die Marke Buick schüren sollten. Der Buick Y-Job war ein großes Cabrio, das relativ weit in den Fahrzeugkorpus integrierte Kotflügel aufwies, in den die Scheinwerfer durch einen Klappmechanismus verborgen waren – Schlafaugen wie beim drei Jahre früher erschienen Cord 810. Die Seiten und die Front hatte Harley Earl sehr klar gestaltet und nur mit Streifen im Art Déco-Stil optisch beschleunigt.
Harley Earl am Steuer des ersten Concept Car, des Buick Y-Job von 1939 (GM Corp.)

Das Auto der Zukunft ist kompakt
Der Konkurrent Chrysler wollte nicht nachstehen und gab zwei Jahre später ebenfalls ein Concept Car, den Chrysler Thunderbolt in Auftrag, der im Gegensatz zum Buick Y-Job eine schnörkellose Pontonform, ebenfalls mit in der Karosserie versenkten Scheinwerfern bot. Der Designer Alex Tremulis hatte in Zusammenarbeit mit dem Karosseriebauer LeBaron wirklich das Auto der Zukunft entworfen. So weit vorne der Y-Job 1939 schien, Chryslers Thunderbolt lies den Buick bereits alt aussehen. Verdeckte Räder, eine gleichmäßig umlaufende Bodenleiste, vor allem aber eine durchgearbeitete Pontonform, aus der nur eine kleine Nase auf der Motorhaube herausragte. Der Designer Tremulis wurde mit dem Thunderbolt zu einem Spezialisten für Future Cars und sollte in den 1950er Jahren noch einige bahnbrechende Entwürfe für Ford abliefern. Sowohl die Motoramas als auch andere Autoshows wurden zur futuristischen Leistungsschau von Amerikas Herstellern – ab 1950 teilweise mit Unterstützung italienischer Karosseriebauer wie Ghia und Pininfarina, die für Chrysler, Nash, aber auch für GM Concept Cars entwarfen und bauten.
Chryslers Antwort 1941: der von Alex Tremulis designte Thunderbolt (Chrysler Corp.)

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