Alltagsautos und
Concept Cars
Die 1930er Jahre waren die erste Hochphase des
Automobildesigns. Es entstanden luxuriöse Einzelanfertigungen im Zeichen der
Stromlinie bei großen Karossiers wie Pourtout, Figoni & Falaschi, Touring,
Pininfarina, Erdmann & Rossi und vielen anderen. Gleichzeitig wurde der
Massenmarkt immer wichtiger und die Suche nach einem Alltagsauto, oft als
Kleinwagenkonzept, trieb in Europa Ingenieure und Politiker an. Schließlich
trug der Motorsport zur Entwicklung neuer kompakter und windschlüpfriger
Karosserien bei, die Spuren im Design von Alltagsautos hinterließen. Vor allem
die italienischen Karosserieschmieden Touring, Pininfarina und Zagato waren
hier federführend und sorgten für die Vermischung von echter Aerodynamik und
kompakter Karosserieform als innovativem Designansatz.
Concept Cars als
Zukunftvisionen
Es waren wieder einmal die amerikanischen Hersteller, die
neue Vermarktungsstrategien erdachten. Jenseits der Technik war die automobile
Form zum Verkaufsargument und zum Faszinationspunkt schlechthin geworden: Man
müsste den Leuten etwas zu träumen geben: Concept Cars! Die amerikanischen
Marken produzierten Masse – um dennoch einen Vorgeschmack auf die Zukunft zu
geben und zu zeigen, wie das Auto der Träume aussehen könnte, kam Harley Earl
1939 auf die Idee, ein Concept Car auf die Räder zu stellen, den Buick Y-Job.
In diesem Design verwirklichte er viele Ideen, die für einen angenommenen
Massengeschmack und damit Massenmarkt noch zu avantgardistisch waren, die aber
die Faszination für die Marke Buick schüren sollten. Der Buick Y-Job war ein
großes Cabrio, das relativ weit in den Fahrzeugkorpus integrierte Kotflügel
aufwies, in den die Scheinwerfer durch einen Klappmechanismus verborgen waren –
Schlafaugen wie beim drei Jahre früher erschienen Cord 810. Die Seiten und die
Front hatte Harley Earl sehr klar gestaltet und nur mit Streifen im Art
Déco-Stil optisch beschleunigt.
Harley Earl am Steuer des ersten Concept Car, des Buick
Y-Job von 1939 (GM Corp.)
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Das Auto der
Zukunft ist kompakt
Der Konkurrent Chrysler wollte nicht nachstehen und gab zwei
Jahre später ebenfalls ein Concept Car, den Chrysler Thunderbolt in Auftrag,
der im Gegensatz zum Buick Y-Job eine schnörkellose Pontonform, ebenfalls mit
in der Karosserie versenkten Scheinwerfern bot. Der Designer Alex Tremulis
hatte in Zusammenarbeit mit dem Karosseriebauer LeBaron wirklich das Auto der
Zukunft entworfen. So weit vorne der Y-Job 1939 schien, Chryslers Thunderbolt
lies den Buick bereits alt aussehen. Verdeckte Räder, eine gleichmäßig
umlaufende Bodenleiste, vor allem aber eine durchgearbeitete Pontonform, aus
der nur eine kleine Nase auf der Motorhaube herausragte. Der Designer Tremulis
wurde mit dem Thunderbolt zu einem Spezialisten für Future Cars und sollte in
den 1950er Jahren noch einige bahnbrechende Entwürfe für Ford abliefern. Sowohl
die Motoramas als auch andere Autoshows wurden zur futuristischen
Leistungsschau von Amerikas Herstellern – ab 1950 teilweise mit Unterstützung
italienischer Karosseriebauer wie Ghia und Pininfarina, die für Chrysler, Nash,
aber auch für GM Concept Cars entwarfen und bauten.
Chryslers Antwort 1941: der von Alex Tremulis designte Thunderbolt
(Chrysler Corp.)
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