Tropfenform und
Kiste
Die ersten Automobile waren nicht schnell genug, um den
Luftwiderstand als Größe einbeziehen zu müssen. Doch als sich um 1915 die
Höchstgeschwindigkeiten der 80 km/h-Marke näherten, wurde die optimierte Überwindung
des Mediums Luft ein Thema. Das Aufkommen der Luftfahrt beschleunigte diese
Entwicklung. Erste Forschungseinrichtungen zur Strömungslehre wurden um 1910
eingerichtet. Langsam begriff man, dass auch Autos Körper waren, die ein
Medium, nämlich die Luft durchschneiden mussten und dass sie dabei anderen
Gesetzen unterlagen als Boote, deren Bugform man bis in die späten 1920er Jahre
hinein gern als Wagenheck umdeutete.
Die Tropfenform
Durch die Aerodynamik kam man auf die Stromlinie – und damit
auf die Tropfen- oder Spindelform als scheinbar ideales Design für ein Auto –
mit freistehenden Rädern und senkrechter Windschutzscheibe, versteht sich ...
Der deutsche Ingenieur Eduard Rumpler war ein Pionier der Stromlinie. Er hatte
Erfahrungen mit einem Leichtbauflugzeug, der »Rumpler-Taube« gesammelt, bevor
er ins Karosseriemetier einstieg und für Benz einen Stromlinienwagen
karossierte, den »Tropfenwagen« von 1922/23. Es ist erstaunlich, dass es danach
noch 20 Jahre dauern sollte, bis man die Räder als integralen Bestandteil des
Landfahrzeugs akzeptierte und in eine Gesamtform steckte, die so genannte
»Pontonform« (auch hier wieder die Nähe zum Schwimmkörper). Bis dahin
favorisierte man Formen, die aussahen wie ein Flugzeug ohne Tragflächen.
Rumpler-Benz mit Mittelmotor von 1920. Die klassische Tropfenform. (Daimler AG) |
Klappernde
Kisten
Doch all diese Experimente waren Ausnahmen; die normalen
Autos folgten dem Two-Box oder Three-Box Prinzip mit getrennten Abteilungen für
Motor, Innenraum und Gepäck.
Für
wohlhabende Menschen war das Auto Statussymbol oder Sportgerät; in Amerika
wurde es mehr und mehr ein Nutzfahrzeug, so wie Fords Model T, der erste
Bestseller der Autogeschichte. Ein auf das notwendigste reduzierte »no
frills«-Produkt, das im Laufe seiner Produktion kaum verändert, weltweit
exportiert und immer preiswerter wurde. Model T war eine Kiste auf Rädern, die
Jahrzehnte lang nach traditioneller Methode gebaut wurde – Leiterrahmen, mit
Blech beplankte Holzkarosserie. Kein Komfort, kein Design. Doch in den 1920er
Jahren holten andere Hersteller auf; sie boten technisch anspruchsvollere Wagen
an, vor allem aber dem Zeitgeschmack angepasste Karosserieformen. Während »T«
1925 daherkam wie ein Auto von 1910, wiesen andere den Weg in die Zukunft:
geschlossene Innenräume, nahtloser Übergang vom Motor zum Passagierraum,
geschwungene, elegante Kotflügel. Das schienen die Konsumenten zu wollen und
das schienen nur Designer entwerfen zu können.Ein Ford Model T des Jahrgangs 1926 – die klassische Kiste. (Ford Motor Corporation) |
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